Vorstellung Bd. 2

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Die scheinbare Zersetzung der liberal-demokratischen Gesellschaft gliedert sich in Nachbeben, die gemeinhin „Krisen“ genannt werden. Die Ansicht, dass eine systemische Krise eine Krise des Systems, d.h. sein bevorstehendes Ende, sei, ist eine Illusion. Eine systemische Krise ist ein Umstrukturierungsprozess der Mächte innerhalb des Systems selbst. Das System ist die Krise, beruht auf Brüchen, Finanzhöhen und –tiefen, Umweltverwüstungen, Lebensnivellierung, durch die es sich umwandelt, ohne sein Herrschaftsvermögen zu verlieren.

Obwohl es einen wichtigen Ausgangspunkt bildet, ist dennoch das, was man im Alltagsleben erblicken kann, nichts anderes als die Spitze des Eisbergs: Es ist die sichtbarste Oberfläche von Phänomenen, die nicht nur einen wirtschaftlichen und sozialen Charakter besitzen; sondern sie haben auch mit dem geschichtlichen Schicksal und dem Sein des Menschen zu tun.

Zu einem tiefgreifenden Verständnis der gegenwärtigen Wirklichkeit ist somit ein  Perspektivenwechsel, eine Umwertung – doch man müsste, jenseits jeglicher moralischer Vorschriftensammlung, noch besser sagen: eine Umwälzung der „Prinzipien“ – unumgänglich, um die Weltanschauung völlig zu ändern. Dieser Ideen- und Tatenkampf richtet sich in erster Linie auf das, was in den Anfängen des menschlichen Seins seine Wurzeln hat, in seinem Ursprung und seinen Instinkten. Es geht darum, daraus Elemente zu einer Regeneration der Kultur im anthropologischen Sinne zu gewinnen, die nämlich das Menschliche in der Welt völlig umfasst.

Insofern bezieht die Kulturtat das Sein in seiner Totalität ein und ruft dabei die körperlichen, intellektuellen und geistigen Energien zusammen, um sie um eine ursprüngliche Achse herum zu verschmelzen, die im eigentlichen Anfang ihre Wurzeln hat und in der Lage ist, sich zu erheben und damit die scheinbare Homogenität des vorherrschenden, „politisch korrekten“ Systems zu zerbrechen. Man muss die archeofuturistische Herausforderung erneuern, indem man ihre Themen ausarbeitet und ihre Botschaft verbreitet.

Die soziologische Beobachtung, die politikwissenschaftliche Analyse, die philosophischen Perspektiven gehen mit der archäologischen Forschung und der Kampftradition einher: Sie liefern die Bestandteile eines andersgesinnten, fremden und bejahenden Denkens, das sich – ebenso wie die zähen Töne des Musikextremismus – in die tiefste Innigkeit ausbreitet. So arbeitet dieses Denken die Botschaft dessen aus, was sich auf der Oberfläche nur noch teilweise ankündigt, und wird damit zum unterschwelligen Vermittler originärer Kräfte.

Unterirdische philosophische „Sprengkörper“ zu legen und zu zünden, die das Fundament zu unterminieren wissen, auf dem die optimistische Fassade des zeitgenössischen Denkens beruht: sowohl des offiziellen als auch jenes Denkens, das den angeblichen Oppositionen eigen ist, welche der Radikalität entgehen, weil sie Angst haben, an Konsens und mithin an Markt zu verlieren. Unser WEG liegt über all das hinaus.

Otto Hofler “Kultische Geheimbünde der Germanen” 1934

 

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